JES (Junkies, Ehemalige und Substituierte) ist ein bundesweites Netzwerk von Gruppen, Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen, die sich unter dem gemeinsamen Dach des JES Bundesverbands für die Interessen und Bedürfnisse Drogen gebrauchender Menschen engagieren.
Organisiert nach den Prinzipien der Freiwilligkeit und Solidarität, können sich bei JES alle Menschen engagieren die Drogen konsumieren, konsumiert haben oder substituiert werden.
Unser Name
Unser Name JES ist abgeleitet vom englischen Wort „YES“ . Unser erster Slogan JUST SAY JES war unsere Antwort auf den Slogan „Just say NO“, den Nancy Reagan im Krieg gegen Drogen geprägt hatte.
J steht für „Junkie“ und damit als Symbol für eine auch durch die Prohibition erzeugte Lebenssituation, die geprägt ist durch Szeneleben, Illegalität und häufig durch Kriminalität. Armut, Obdachlosigkeit, Verlustängste, Prostitution, Gesundheitsgefährdung prägen ebenso des Lebensstil wie auch Genuss, Zusammengehörigkeit und Abenteuer.
E steht für „Ehemalige/r“. Dies meint sowohl ein abstinentes Leben als auch die erfolgreiche Integration von Drogen in das Leben.
S steht für „Substituierte/r“.
Unser Name soll deutlich machen, dass der Konsum von Drogen nicht grundsätzlich negativ ist, dass das Leben in den Drogenszenen nicht nur schwierige, zerstörerische Seiten hat und dass eine Abhängigkeit von psychoaktiven Substanzen nicht immer zu einer Behinderung werden muss. JES wendet sich deshalb auch gegen ein Schwarz-Weiß-Denken, das nur „Alles oder Nichts“, „Abstinenz oder Elend“ kennt.
Geschichte
Stetig steigende Zahlen bei den so genannten Drogentoten, die Bedrohung durch HIV/AIDS und die Erfolglosigkeit traditioneller Hilfeansätze machten Mitte der 80er Jahre das Netz aus Verfolgung, Kriminalisierung, Inhaftierung, Entgiftung und Langzeittherapie durchlässiger für neue, akzeptierende Angebote. So wurden z.B. in einigen Städten so genannte Methadon-Programme für HIV-infizierte und AIDS-erkrankte Drogengebraucher*innen und Spritzentauschprogramme eingerichtet. Bedingt durch die geringe Zahl substituierter Drogengebraucher*innen, waren es 1989 vor allem aktuell Drogen gebrauchende Frauen und Männer, die die Gründung von JES vollzogen und die ersten Schritte hin zu einem bundesweiten Selbsthilfenetzwerk von und für Junkies, Ehemalige und Substituierte (JES)unternahmen. Die Gründung von JES selbst wurde 1989 im Rahmen eines Seminars der Deutschen AIDS-Hilfe in Hamburg vollzogen. Dies war der entscheidende Schritt, um unsere Ziele und Bedarfe selbst zu formulieren und zu vertreten.
Der folgende Satz aus unserer Gründungserklärung macht deutlich, worum es uns seitdem geht:
„Drogengebraucher_innen besitzen ebenso wie alle anderen Menschen ein Recht auf Menschenwürde. Sie brauchen es sich nicht erst durch abstinentes und angepasstes Verhalten zu erwerben.“
Leitidee
„Für ein menschenwürdiges Leben mit Drogen“
ist unsere Leitidee: Wir wollen gesellschaftliche Bedingungen schaffen, unter denen Menschen auch mit Drogen menschenwürdig leben können. Menschenwürdig bedeutet z.B. ohne die Bedrohung durch Strafverfolgung, ohne Ausgrenzung und permanente Benachteiligung.
„Für ein menschenwürdiges Leben mit Drogen“
ist als „kleinster gemeinsamer Nenner“ für alle Gruppen im JES Bundesverband verbindlich und die Grundlage unserer gemeinsamen Arbeit.
„Für ein menschenwürdiges Leben mit Drogen“
ist nicht als Aufforderung zum Drogenkonsum zu verstehen. Wir wissen genau, dass ein Leben mit Drogen unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen oft mit Illegalität, Diskriminierung und gesundheitlicher Gefährdung verbunden ist. Außerdem respektieren wir das Recht jedes/jeder Einzelnen, sich für oder gegen den Konsum von Drogen zu entscheiden. Wir sind deshalb weit davon entfernt, Drogenkonsum zu idealisieren und zu propagieren.
„Für ein menschenwürdiges Leben mit Drogen“
heißt allerdings für uns, Drogenkonsument/innen zu unterstützen, indem wir auf entsprechende Rahmenbedingungen hinwirken, indem wir Wissen vermitteln und dazu ermutigen, Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln, um fremd- und selbstgefährdenden Drogengebrauch zu vermeiden (Safer Use). Unsere Arbeit ist in diesem Sinne immer auch Arbeit an der Entwicklung, Stabilisierung und Weitergabe einer Drogenkultur, die sich an einem Gebrauch mit selbstgesetzten Regeln orientiert. Solche Regeln sollen einen Lebensstil ermöglichen, der niemanden schädigt, sondern Selbständigkeit, Selbstachtung und Lebensfreude ermöglicht.
Profil- und Selbstverständnis
Unser Profil- und Selbstverständnis gibt allen einen detaillierten Einblick in die Aufgaben, Arbeitsweisen und Strukturen des JES Bundesverbands. Darüber hinaus werden hier unsere gesundheits- und drogenpolitischen Forderungen beschrieben.
Das “Profilpapier“ bietet ferner Einblicke in unsere Stellung im Drogenhilfesystem und beschreibt die unterschiedlichen Rahmenbedingungen unserer Arbeit.
Kurzum: Hier wird eigentlich jede Frage zu unseren Netzwerk und Verband beantwortet.
JES Bundesverband – Mitgliedsantrag