Stellt man die Frage nach einem leidenschaftlichen Kämpfer aus der „Community“ der Eltern und Angehörigen, der in Wuppertal geheimatet ist, so muss unweigerlich die Antwort „Jürgen Heimchen“ lauten.
Ich selbst habe Jürgen Heimchen in den 90er Jahre in Bonn erstmals wahrgenommen im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit dem damaligen ersten Drogenbeauftragten Eduard Lintner (CSU). Irgendwann stand ein Herr mit unverkennbarem Dialekt auf und sprach Klartext, warum so viele junge Menschen an den Folgen von HIV und Überdosierungen sterben und wie sehr Eltern und Angehörige trauern aber sich auch mit Schuldgefühlen herumschlagen.
So jemanden hatte ich noch nie kennengelernt. Damals waren Eltern und Angehörige wie Jürgen Heimchen und seine damaligen Mitstreiter*innen tatsächlich Exot*innen. Ihre Einlassungen riefen bei vielen anderen Kopfschütteln und Unverständnis hervor. Sie wollten Substitution, Originalstoff und Cannabislegalisierung. Forderungen mit denen sich Teile des traditionellen Drogenhilfesystems schwertun- und dies trotz einer katastrophalen Bilanz der Drogenpolitik der letzten 30 Jahre.
In der Folgezeit lernte ich Jürgem Heimchen näher kennen. Das von der damaligen Drogenreferentin Prof Gundula Barsch eingerichtete Seminar für Eltern und Angehörige bei der Deutschen Aids Hilfe wurde von mir fortgeführt und die Kooperation mit JES aber auch der Deutschen Aidshilfe intensiviert.
Blickt man auf das Wirken von Jürgen Heimchen so hat er sicherlich an der Entwicklung des Wuppertaler Drogenhilfesystems maßgeblichen Anteil. Egal ob Drogenkonsumraum, Substitutionsbehandlung oder Diamorphinbehandlung. Ohne Jürgen sähe die Drogen- und Aidshilfe- Landschaft in Wuppertal anders aus.
Jürgen ist kompromisslos und geht unbeirrbar seinen Weg und artikuliert seine Haltungen. Und dies völlig unabhängig davon wer ihm gegenübersteht. Solche Charaktere, die sich politisch klar positionieren aber auch bereit sind dazuzulernen würde ich mir viel öfter wünschen.
Jürgen Heimchen und seine MItstreiter*innen waren und sind zudem maßgeblich an der Entwicklung des heutigen Gedenktages beteiligt, der sich bis heute mit Veranstaltungen und Aktionen in ca. 100 Städten zum größten bundesweiten Gedenk- und Aktionstag zum Thema illegale Drogen entwickelt hat.
In diesen Tagen wird Jürgen Heimchen 80 Jahre alt. Er hat nichts von seinem Biss und seinem Engagement verloren.
Das gesamte JES Netzwerk, also die Bundesebene unser Landesverband und die vielen Vor Ort Gruppen gratulieren Jürgen ganz herzlich und wir freuen uns auf die nächsten Jahre seines Engagements für unsere gemeinsame Sache.
…. denn jetzt ist die Zeit um die Früchte unserer ehren- und hauptamtlichen Arbeit der letzten 30 Jahren zu ernten.
Happy Birthday Jürgen