DROGEN… TOD… STEIGENDE ZAHLEN… 2.227… ÜBERLEBEN…
JES FORDERT EIN
Am 21. Juli jährt sich zum 27. Mal der Internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende mit dem diesjährigen Motto „Konsumsicherheit für Alle(s)“, ein Motto das passender nicht sein kann. Denn von einer Konsumsicherheit sind wir in Deutschland weit entfernt.
Wie im Jahr 2022 stieg die Zahl der drogenbedingten Todesfälle auch im Jahr 2023 stark an, womit sich der alarmierende Trend der letzten sieben Jahre fortsetzt. „Die Zahl ist erschreckend und belegt 2.227 Menschen, die wir verloren haben. Auch wenn im Umfeld meiner Arbeit Klienten versterben, ist das nichts an das ich mich gewöhne und das ich einfach so wegstecke. Es sind einfach so unfassbar viele,“ so Bina Klier, Vorständin des JES Bundesverband und Mitarbeiterin im niedrigschwelligen Kontaktbereich bei VISION e.V. in Köln.
Der Internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende als Aktion-, Protest- und Trauertag animiert über 100 Städte und 400 Einrichtungen der Drogen- und Aids Hilfe dazu, auf die Missstände in der Drogenpolitik und in ihren Städten aufmerksam zu machen. Gleichzeitig gibt es vielerorts die Möglichkeit zum Gedenken und Austausch unter dem einheitlichen Slogan der Gedenktag sprüht – Schmetterlinge.
Das JES Netzwerk als Interessenvertretung und Sprachrohr Drogen gebrauchender Menschen fordert von den Verantwortlichen der Politik seit vielen Jahren Maßnahmen der Schadensregulierung, Änderungen im Betäubungsmittelgesetz und Angebote, die an den Lebenswelten der Menschen ausgerichtet sind, für die sie geschaffen wurden.
„Die bundesweite punktuelle Zusammenarbeit mit der Politik hat sich in den letzten Jahren entwickelt, in den einzelnen Städten und Bundesländern arbeiten wir an Kooperationen. Viele Themen, die wir eingebracht haben wurden aufgegriffen und es freut uns, dass wir als Aktivist*innen und Expert*innen endlich ernst genommen und gehört werden“, so Thekla Andresen vom Vorstand des JES Bundesverband und Verantwortliche bei JES München.
Vielerorts, vor allem in den ländlichen Regionen, fehlt es an adäquaten Hilfsangeboten wie Drogenkonsumräume, Substitutionspraxen/ – Ambulanzen. Lediglich in zwei Bundesländern existiert derzeit die Möglichkeit des Drugchecking, ein Angebot das lebensrettend ist und in jede Stadt integriert sein muss. Eine flächendeckende, rezeptfreie Versorgung von Opioid Patienten und Konsumenten mit Naloxon Nasenspray, sowie eine Schulung im Umgang mit dem Opioid Antagonisten, der im Notfall Leben rettet, gehört ebenfalls bundesweit umgesetzt.
„All diese Maßnahmen sind bekannt und sind auch unkompliziert und schnell umsetzbar, sie müssen nur gewollt sein“, behauptet Claudia Ak vom Vorstand des JES Bundesverbands.
Damit die Drogen bedingten Todesfälle langfristig und anhaltend verringert werden, bedarf es weiterer Maßnahmen, die der Bundesverband auch in diesem Jahr einfordert:
- Sofortige Bereitstellung von Drogenkonsumräumen in allen Bundesländern
- Eine sichere Finanzierungsgrundlage für Selbsthilfe, Aids- und Drogenhilfe
- Niedrigschwelliger Zugang zu Diamorphinsubstitution
- Tagesruheplätze in ausreichender Zahl
- Vernunftbasierte und ideologiefreie Neuausrichtung der Drogenpolitik (Portugal Modell), die mindestens eine Entkriminalisierung der Konsumenten mit sich bringt
- realistische Aufklärung zu allen psychoaktiven Substanzen inklusive Alkohol, insbesondere bei jungen Menschen
- Überwindung der Stigmatisierung durch Aufklärung
- Klärung der Substitutions-Versorgungsprobleme, da die Zahl der substituierenden Ärzte in erschreckend hoher Zahl immer mehr abnimmt, insbesondere im ländlichen Raum, sowie eine mobile, aufsuchende Versorgung der SubstitutionspatientenDiese Forderungen sind als Überlebensmaßnahme dringend notwendig und der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung des diesjährigen Gedenktagmottos Konsumsicherheit für Alle(s).
Kontakt: Thekla Andresen +491520/4143928 Claudia Ak +49163/7330327